Interessenkonflikte in der Medizin

Etliche Selbsthilfeorganisationen pflegen enge Kontakte zu Medizinerinnen, die renommierte Expertinnen des jeweiligen Fachgebiets sind. Kein Wunder. Schließlich verspricht der direkte Draht zu Ärztinnen und Forscherinnen stets optimal
informiert zu werden und so schnell wie möglich von neuen Erkenntnissen zu profitieren. Doch viele Klinikerinnen und niedergelassene Ärztinnen sind nicht so
unabhängig wie es scheint. Tausende von ihnen arbeiten nebenbei für die Industrie. Wie neutral können sie sein, wenn es um die Empfehlung bestimmter Therapien oder um die Gewinnung von Probanden für klinische Studien geht?

Interessenkonflikte in der Medizin

„Fast alle deutschen Ärzte nehmen regelmäßig
Geschenke und Zuwendungen der Pharmaindustrie an“, so der Medizinprofessor
Klaus Lieb, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz.1 Oft sind es Zahlungen für Vorträge, Beraterhonorare, Geld- und
Sachspenden für eine Klinik oder ein Institut, Übernahme von Tagungs-, Reise- und
Übernachtungskosten im Rahmen von Fortbildungen, die Pharmafirmen veranstalten oder finanziell unterstützen. Und Arzneimittelfirmen sind keineswegs die einzigen, von denen Geld an Ärztinnen in Deutschland fließt. Finanzielle Anreize wirken auch von Medizingeräteherstellern, von Krankenkassen und selbst von Ministerien als Auftraggeber von Gutachten oder Forschungsprojekten auf Medizinerinnen ein.

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